Samstag, 25. Mai 2013

Körper(kult), Weiblichkeit und die Logik des Marktes

Femen – is a hot boobs…“1
Ein Mitglied der Femen führt an, dass das Zeigen ihrer Brüste für sie ein Zurückerobern des eigenen Körpers darstellt, in dem ihr Körper nicht von anderen instrumentalisiert wird, sondern sie ihn eigenständig für ihre politische Inhalte nutzt.2 3 Dieses naive Argument gilt direkt zu entkräften – Femen sind nicht einfach so nackt, sondern objektivieren ihren Körper aktiv. Femen haben verstanden was Frauenkörper im Kapitalismus sind: Objekte, die „im besten Fall“ Inhalte und Botschaften transportieren. Die „Inhalte“ von Femen gibt es mit ihren Brüsten zusammen, so ihr Anspruch, der sich ganz bewusst den perfiden Marktstrategien des Kapitalismus bedient, da sie erkannt haben, „weil wir nackt sind, hört man uns zu“.4
Die Kritik an Femen richtet sich nicht gegen ihr nacktes Auftreten, sondern gegen das patriarchale Schönheitsideal von Weiblichkeit, dessen sie sich ausschließlich bedienen: Weiße, dünne, junge Frauen verkaufen ihre Botschaft und knüpfen damit direkt an eine neoliberale marktwirtschaftliche Logik an. So begründen Femen ihre Protestform mit der spektakulären Medienaufmerksamkeit, die ihnen damit sicher ist5.
Femen sind ein Produkt von Marktlogiken, die ihre Inhalte an die Öffentlichkeit zu bringen versuchen. Dabei werden verkürzte bis inhaltsleere Slogans wiederholt, Bilder von nackten Frauenkörpern mit schreienden wut- bzw. schmerzverzerrten Gesichtern konstruiert und rassistische Schlagzeilen gegen Muslime und den Islam reproduziert („Fuck Islam“ – „International Topless Jihad day“).6
Ein ehemaliges Femen Mitglied Brasiliens berichtet, dass ihr Versuch, Frauen, die nicht dem westlichen Schönheitsideal der Femen entsprechen, an Protesten teilnehmen zu lassen innerhalb der internationalen Femengruppe stark kritisiert wurde.7
Spätestens an dieser Stelle sollte allen klar geworden sein, welchen Körpernormen Aktivistinnen von Femen zu entsprechen haben und wonach sich diese richten.

1Offizielle Homepage der femen. http://femen.org/en/about. Zugegriffen am 19.03.2013.
2Diskussionsveranstaltung 05.03.2013. „Mit Brüsten und Strumpfmaske für die Gleichberechtigung.“, MONAliesA e.V., Leipzig.
3Diese Aussage bestätigt Femen Mitglied Klara Martens in einer Talkshow bei ARD: Maischberger. Sendung vom 16.04.2013.
4Frankfurter Rundschau vom 07.03.2013.
5 Diese Aussage bestätigt Femen Mitglied Klara Martens in einer Talkshow bei ARD: Maischberger. Sendung vom 16.04.2013.
6Missy Magazin #2/13. „Imperiale Brüste“.

7„But according to Sara Femen Brazil, we got to criticized for putting fat girls in the protest. They want just girls that fit into their beauty standards. I don´t even know if I should be talking about this, but whatever… Girls from Femen UA complained about it, saying it wouldn´t be good for the movement to put overweight girls in the group“

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