Am
25.01.2013 zogen Femen durch die Herbertstraße in Hamburg und riefen
den dortigen Sexarbeiterinnen zu, dass sie jetzt frei
sein können. Mit Hakenkreuzen und der
Botschaft „Arbeit macht frei“, die sie über den Eingang des
Rotlichtviertels pinselten, verdeutlichten die Mitglieder der Gruppe,
dass für sie Shoah und Prostitution das
gleiche ist. Auf nachträgliche
Rückfrage bestätigen Femen Deutschland, dass sie sich vorab weder
mit Sexarbeiter*innen in Hamburg zusammengesetzt noch ihnen die
Aktion vorgestellt hätten. Auch mit Überlebenden der Shoah haben
sie noch nie gesprochen. „Eine Entmündigung“, schreibt eine
Sexarbeiterin auf der Facebook Seite von Femen Deutschland: „Eure
Missionarsallüren sind uns nicht willkommen, euer sprechen in
unserem Namen erst recht nicht“.1
Femen
agieren nach den Prinzipien eines
(feministischen) Universalismus: Ihre Mission ist die Befreiung aller
zu befreienden
Frauen. Mit ihren eigenen Kriterien für frei
sein bevormunden und stigmatisieren sie
die Frauen, denen sie helfen
wollen, ohne ihre Lebens- und Arbeitsverhältnisse zu kennen. Damit
stellen sie sich nicht nur Selbst als Sprachrohr einer ihnen
unbekannten Gruppe dar, sondern bestimmen ihnen nicht bekannte
Personen als unterdrückt
und unmündig.
Femen
äußern sich zu Religionen und Glaubensgruppen, denen sie selbst
nicht angehören, sind in Ländern aktiv, die sie kaum kennen,
sprechen über Themen und Bereiche ohne die Akteur*innen
einzubeziehen und konstruieren Opfer
ohne sich mit den Betroffenen zu
unterhalten.
So
demonstrierten Femen gegen die Unterdrückung muslimischer Frauen und
animierten sie, sich auszuziehen mit dem Slogan: „Muslim women get
naked“. Diese Aktion wurde von muslimischen Frauen zurückgewiesen
und die Hilfe
der Femen abgelehnt: „Wenn ihr uns die Freiheit nehmt, uns zu
verschleiern, unterdrückt IHR uns.2“
1Missy
Magazin #2/13. „Imperiale Brüste“.
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